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Patinieren mit Struktur

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Ja, auch Weiß darf wieder


Eine kleine Patina-Doku für Euch.
Echte Patina ist unschlagbar - doch was, wenn sie bröselt und das Teil ein Gebrauchsgegenstand sein soll???
Dann hilft nur pinseln - und zwar so, dass es nicht wie beschmiert aussieht.


Mein Wohnzimmer- = Ateliers- = Abend-Guck-und Futtern-Tisch 
strotze mittlerweile jeglicher Beschreibung.

Vor Jahren hatte ich ihn peinlicher Weise verhunzt. Mit Billigfarbe.
Zu dumm. Das Zeug taugte gar nichts.
Ich sage nicht, welche Farbe, sonst werde ich hier verkloppt, oiii ;)

Doch nun war es aufgrund der heißen Witterung der letzten Tage
(da wird bei Königs immer gestrichen wie verrückt, trocknet dann so schön schnell) 
DRAN.
Am dransten, wie Ihr hier seht:

VORHER

Der Tisch wurde, wie ihr schon seht, wildest abgeschmirgelt. Der König hatte auch die Nase voll von dem hässlichen Ding, das zwar tatsächlich antik war, aber nicht so aussah.
Und so schrubbte er tapfer, was das Zeug (nicht) hielt.
ENDLICH... Selbst die Kiddis hatten schon gemault, wie eklig die Tischbank doch aussah...


Doch nun war es wie neues Holz!
Au weia!
Ihr kennt sicher dieses Ausgangsproblem.

Doch da gibt es Tricks :)

Die ersten Schritte wurden getätigt... Wie immer: Erst einmal grimmeln. 
Und schon war es Abend - 
ich musste nun warten - was ich ja bekanntlich gar nicht leiden kann...

Ich wollte diesmal wild patinieren, nicht so brav. 
Denn ich patiniere manchmal wunderschönst, sehe die Details direkt vor meiner Nase, meine dann, es ist vortrefflich geraten, jawohl, königlich, 
doch...
 wenn ich zurücktrete und das Teil fotografiere - 
ist das Drama ziemlich futsch. 
Dann ist mir die Patina viel zu fein geraten. 
Und die Kamera ist zu Patina eh komisch, sie nimmt viele Details einfach weg,
als seien die gar nicht da. 
Hat auch die princess greeneye schon gesagt,
 und die kann ja nun wirklich fotografieren wie die Göttin.
So.
Daher wollte ich es diesmal so richtig krachen lassen. 
Und nicht wieder dieses "einen Schritt zurück treten und erst DANN gucken" vergessen!!!

Was ich diesmal zudem tat, und weshalb ich überhaupt dies kleine Ereignis für Euch poste:
Ich bin dem gepuderten, zunehmend trocknenden, noch klebrig-kaugummiartigen Lack der nun aufgetragenen hellen Schicht auf eine gewisse sehr unmögliche Méa-Art zuleibe gerückt. 
Diese Technik, die ich Euch hier vorstellen möchte, ist ein wenig skurril, aber schön effektiv.

Mithilfe einer schnöden Nagelbürste 
(also mit dem Ding, mit dem man sich landläufig die Hände saubermacht, nüchwahr? Also nichts vom Fakir) 
wurde hin und her und kreuz und quer gebürstet. 
Ja, die Méa hat nicht umsonst diese scheußlich dicken Oberarmmuskeln, die so gar nicht königlich sind. Aber ich kann´s halt nicht lassen.
Hat was mit Scheuern gemein, oh ja, das geht zääääähhh.
Nun denn, dadurch werfen sich kleine Hügelchen. Die waren gewollt.
Zum Schluss noch einmal alles in eine Richtung (längsseits!) mit langen Strichen im Faserlauf ziiiiiiiiiehen. Sieht dann im besten Falle aus wie die Maserung alten Holzes.
So lange Striche, wie es nur geht.
Voilà, richtige Landschaften. Doch, keine Sorge, so draufgebatzt wie hier bleibt es nicht.


Durchgetrocknet - wunderbar, nun konnte es losgehen. 
Das zu Körnige wurde stellenweise noch flugs ein wenig beschliffen. 
Wir wollen der Oberfläche ja nur Struktur verschaffen und keine Akne.
Dann gaaanz wenig Abtönfarbe (dunkle Mischung mit einer Mikrodosis Schwarz mit Ocker und doppelt so viel Umbra) auf ein Lümpchen 
und hauchzart (!!!) mit längstmöglichen Strichen drüberwischen. 
Vorsicht, lange Striche machen, nicht, dass es nur Flecken gibt.
Das ist nicht elegant.

So wie beim nächsten Bild soll es sein. Hier nun haben die "Hügelchen" die dunkle Färbung abbekommen, die "Täler" nicht. 
Die Struktur, durch den Puder am Vortag ja gegeben, kommt nun so richtig raus.
Die Farbe wirkt zwar immer noch elegant, doch nicht mehr kalt (was mir immer sehr wichtig ist!). 
Ich mag nämlich dieses Grauschwarze als Patina nicht, über das dann mit kaltem Weiß drübergehuscht wird, wie bei so manchen Dekogeschäft-Artikeln der Fall. 

Ja, dies nun wäre ganz nett an sich, nur wenn man einen Schritt zurücktritt (ne, Méa?)... reicht das als Effekt noch lange nicht.
Schließlich steht man im Raum, wenn man den Tisch wahrnimmt, oder man sitzt dran, aber man hat die Nase nicht direkt mit Lupenbrille ein paar cm darüber. 
HÖM!




Ja, diesmal wollte ich einen Kracher, und ja, den wilden Look. 
Jawohl! 
Also: Wieder trocknen lassen. Nochmals das zu Körnige gut schleifen, waaarten...

Und dann vielleicht mit ein wenig möglichst schon zäh gewordenem Lack (was bei meiner Lieblingsmarke ja erstaunlich schnell der Fall ist) ein paar Hammereffekte erreichen, indem frau/man mit einem Strich längsseits nochmals Crémeweiß aufträgt.
Die ganze Länge des Tisches jeweils, nicht absetzen und auch nur in einer Richtung streichen!

Bloß nicht unterwegs absetzen...

Hier ist nun in der unteren Hälfte das Vorher zu sehen, das zwar gut aussieht, doch eben nicht genügt, tritt frau einen Schritt zurück... Jaja
Und keine Sorge, von den dunklen Hübbels bleibt noch genug übrig, da man mit dem Hellen ja nicht alles erwischt.
Und immer wieder schleifen.

Eine gute Patina erreicht man auch in zwei Schritten - MANCHMAL!
Meist gehe ich bis zu zehnmal drüber - auf jeden Fall, bis es mir wirklich gefällt.

Streicht man übrigens in der anderen Richtung zurück, mildert dies den Effekt ziemlich ab - das habe ich daher nicht gemacht.
Es muss auch wirklich Crèmeweiß (mit minimalem Ockeranteil) sein, denn sonst wirkt das Weiß auf meiner Mischung zu kalt.
Es wirkt dann trotzdem ganz normal Weiß, keine Sorge.

Ja, diesmal wollte ich es krachen lassen. 
Doch Spielkind, das ich bin, habe ich am nächsten Morgen so in meiner Urlaubsstimmung beschlossen, ein wenig Strand und Bootsstimmung wäre noch schöner. 
Also mal ganz hell.
Na, ein paar Minuten hatte ich ja noch, bevor wir uns auf den Floh machten...

Nochmal flugs anschleifen, und los ging es ein weiteres Mal.
Die letzte Schicht ordentlich gepudert...

Bitte ignoriert den Quilt, vor allem dessen Farbe... Stört, ne?


Ein wenig hieß es noch auf besseres Licht warten, die Kamera sah mal wieder nur grau oder weiß, 
die Doofe, 
und nein, sie wollte partout nicht. 
Ich habe das Foto schon extra ein wenig dunkler gemacht,
doch die ist echt ein Patina-Killer. :)

Doch war es wirklich nur die Kamera?!
Guckt mal, so wie das Untergestell des Tisches, das trifft es ganz gut:


Könnt Ihr es erkennen? Nö? Ich auch nicht - denn da stimmt was noch nicht...
Richtig. Durch das Pudern der Platte habe ich auch die noch zu nassen dunklen Akzente weggenommen!
Ein typischer Fehler... So sieht es nur "lala" aus...


Also: Noch einen Morgen abwarten und ein paar dunklere Akzente setzen.

Das Vorgehen ist ja so, es sind jeweils ja immer nur ein paar launige Minütchen.
Mehr nicht.
Nur kurz und über ein paar Tage verteilt - das gibt die besten Ergebnisse.

Daher auch kein Kurs am Nachmittag.
Wie sollte das gehen...

Und daher auch dieser ausführlich Post für Euch. Das war gar nicht leicht.
Habe mir große Mühe gegeben, alles deutlich zu beschreiben.
Und Euch eben über einige Tage mit mir mitzunehmen.

Hier fing ich nun also wieder an. Macht ein schönes Dunkelbraun, soll nicht Schwarzgrau werden!
Und dies nur noch abtupfen, damit es matt erscheint, nicht mehr pudern jetzt!

Ein Bild malen...


Wenn Ihr das Glück habt, und da sind Astlöcher, macht ein Fass auf! Ordentlich betonen :)

Das ist ein Bild, n´est-ce pas? 

Und Grübchen machen, richtig Löchlein und Scharten buddeln, damit das Gegrimmelte der Unterschicht rausguckt, als sei es altes Holz. Betont dabei den "Faserlauf", die "Maserung" ;))


Und natürlich sind die Kanten "abgenutzt und dunkel", hihi (anschleifen, grimmelig betupfen)




Um es nochmals zu verdeutlichen: SO ALSO NICHT. 
NO!

Nein, so nicht!

Sondern so wie hier unten. Ja, so ist das fein. 
Drama! 
Ja, so lasse ich es, so passt es in meine Welt.
Ich bin zufrieden.
Und die Kamera sieht sogar ein wenig was ;)

YESSSS!!!
Nachher - After

Das Banktischlein (Tischbänklein?) jedenfalls,
es hat nun endlich einen wertigen Lack, 
der Jahre der Betriebsamkeit im Hause König aushält.
Auch abendliche Essens-Herumsuckelei.
Königliche Gelage, hihi.
Ja, einen Lack, den man nach Durchtrocknung so richtig schrubben kann.
Und der sich samtweich anfühlt, streicht man mit der Hand darüber.
Eben echten Naturharzöllack.

Was ich in diesem Zuge noch strich, 
wie sich der König in einer Schwein-Stauberei deluxe selbst übertraf, 
das erzähle ich im nächsten Post - 
ein MÜLL-Teil wurde ein absolutes Edelschätzchen für die Küche. 


Ich mache dann mal weiter am Theater, es ist beinahe fertig, hoiiii... 
Ich bin gerade noch im Zeitplan, uff... 
Sommer ist nun ja nicht mehr so lange, bis dahin muss es fertig sein.

Alles Liebe, Eure freudige Patineuse, 
äh, Patinierte, äh,
ne, Königin - 
ach, halt Eure Méa :)

Nachtrag: Zum Thema Alepposeife hat uns die liebe und engagierte Pia einen wertvollen Beitrag geschickt.
Ich teile hier mal gleich, was sie mir schrieb. Wie ich hörte, soll dasselbe mit Najel geschehen sein - sie sollen in Südfrankreich sein. Vielen Dank, Pia:

Hallo liebe Mea, 
Ich habe die Info von der Firma Finigrana/Treibholz bekommen und möchte Dir kurze Auszüge mitgeben:

durch die Kriegszutände in Aleppo/Syrien ist die Seifenherstellung
wie zu Friedenszeiten in den letzten Jahren leider nicht mehr möglich. 
Um die Produktion aufrecht zu erhalten und den Seifensiedern, deren
Mitarbeitern und Familien die Exsistenz weiterhin zu ermöglichen,
arbeiten die Seifensieder von Aleppo mit ihren Mitbewerbern
zusammen. So auch unser Produzent, dessen Produktionsstätte seit
Jahren nicht mehr erreichbar ist.
Inzwischen wurde in der Region Aleppo, auf türkischem Gebiet, eine
alternative Produktionstätte gefunden und dort werden zur Zeit die
Vorbereitungen für eine neue Herstellung getroffen. Die Seifen aus
dieser neuen Produktion, werden weiterhin als Aleppo Seife bezeichnet,
da das Gebiet zum Grossraum Aleppo zählt.

An dieser Stelle danken wir ausdrücklich im Namen unserer Seifensieder
allen Kunden für ihr Verständnis und ihre Treue zum Produkt.

Ich hab mich gefreut dies zu lesen und gebe es gern weiter.

Viele herzliche Grüße, Pia


TROTZ SORGFÄLTIGER INHALTLICHER KONTROLLE ÜBERNEHME ICH KEINE HAFTUNG FÜR DIE INHALTE EXTERNER LINKS, DIE IN MEINEM BLOG ZUGÄNGIG SIND. 
FÜR DEN INHALT DER VERLINKTEN SEITEN SIND AUSSCHLIESSLICH DEREN BETREIBER VERANTWORTLICH.
*
AUCH MÖCHTE ICH ANMERKEN, DASS ALLE DESIGNS, BILDER, TEXTE UND GRAFIKEN, SOFERN NICHT ANDERS GEKENNZEICHNET, MEIN EIGENTUM SIND UND SOMIT URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT. DIESE DÜRFEN NICHT OHNE MEINE AUSDRÜCKLICHE ERLAUBNIS KOPIERT ODER WEITERVERWENDET WERDEN.

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