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Die Buchbearbeitung - Siècle des lumières

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Der Literat

Ihr Lieben, so einige haben mir nach dem letzten Rabenpost gemailt und wollten genau wissen, wie bitte der Vogel, um den es da ging, nun auf dem Buch hält, ohne umzukippen.
Nun, das will ich gerne erklären und vielleicht mögt Ihr Euch ja auch ansehen,
wie dieses Buch, auf/in dem er nun platziert ist, "entstand".



Vor geraumer Zeit fand ich diese Anleitung hier im Netz, und dies ließ mich völlig jubilieren:
Dieses erste Bild dort, Ihr Lieben, das ist das göttliche
NACHHER!!!

Vorher gab es so einige Arbeitsschritte, die dort erklärt werden...


 Und so versuchte ich, es ebenso zu machen. Auf dem Buchrücken allerdings.

Wozu nun aber dieses Buch?
Nun, mein Rabe stand zuvor auf dem Sockel einer Baumscheibe wie in einem Naturkundemuseum.
Das jedoch passte so überhaupt nicht auf den Sekretär, auf den der Schöne sollte.
Denn wo sollte bitte ´ne Baumscheibe dort herkommen?
Aus dem Schrank gewachsen war die sicher nicht.
Ne, das hatte kein Alibi, keine Geschichte.
Zumindest keine naheliegende - nicht dass mir da nicht gerade eine dazu einfiele, hihi...
Da half auch nicht, dass ich den Rand gestrichen hatte, da ich Braun nicht so sonderlich mag.

Doch ein Buch, das hätte dort liegen können. Findet Ihr nicht?
Ja, ein ganz bestimmtes, besonderes, das frau mal eben dort oben hingelegt hätte, der Inhalt nicht für jeden Sterblichen gedacht -
und der Rabe könnte zum Fenster hereingeflogen sein, um sich genau auf eben dieses Buch zu setzen. Das war der Gedanke dahinter.

Also, Baumscheibe weg, Buch her.


Unser Rabe, unser Symbol, musste zu wahren Ehren kommen!
Ja, da musste noch etwas getan werden.
Die Idee mit dem Buch, die war eine würdige.

Ein alter Wälzer musste es sein.
Ordentlich schwer, dass uns der Rabe nicht vornüber auf seinen Schnabel fiele.


Flugs mal eben ein Trödelteil geschossen, das schon völlig dahin war, sonst wäre dies ja Frevel.
So, nun konnte es losgehen.



Zuerst einmal musste DER TITEL gefunden werden -
meine spontane Idee war "WISDOM",
doch dem König war das viel zu platt.
Gut, dachte ich nach kurzem Schmollen, dann anders. Mal sehen:

Es ging uns ja um´s Erkennen.
Um doofen Aberglauben (nach dem Motto, uiiii, ich hab´ Poe gelesen, und nu fürchte ich mich so!!! Das Duuuunkel kommt!)
und um Verdrängung (liebe doch meinen C.G. Jung und meinen Siegmund Freud so, nüchwahr?).

Ja, dies alles ins Licht zu zerren, das ist es doch, 
alles, was uns behindert!
Was für ein Credo.

Und es ging hier auch um all die Heuchelei.
Gerade dieser entbrannte Shitstorm um Tierpräparate bei gleichzeitiger Gleichgültigkeit den Tieren gegenüber, die in den Kühltheken der großen Ketten landen.
Ach, und um so viel mehr. Nicht zuletzt um Glaubenskriege dieser und damaliger Zeiten
- wie dumm.
Jeder schreit, sein Buch hätte Recht und schändet dabei die Erde und seine Menschengeschwister anderen Glaubens.

Oh, ein Licht in all der Dunkelheit tut Not
via

Einen weises Buch sollte aufklären, ja.
In einer echten Zeit der Aufklärung, die seit 1900 bereits an althergebrachten Tabus rüttelte.
Aber ebenso an den neuen rütteln sollte, immerfort
(Stichwort Großkonzerne und Supermärkte... Unser Konsum...)


Was die pathetische Méa damit sagen will:
AUFKLÄRUNG war das Wort, das Königs gesucht hatten!
Die Zeit der Aufklärung.
Ja, wir waren uns einig.
Doch... auf Deutsch klingt das nach dem, was uns in der Schule kichern ließ, n´est-ce pas?
Oiiiiiiiiiiiiiiii.
Geht also nicht - sieht auch nicht hübsch aus, dies Wort, geschrieben...

Was aber dann?
Na, dann eben literarisch? Und auf Franzöööösisch.

La Siècle des Lumières
Ohhhhhh... jaaaa....

Klingt auch so schön geheimnisvoll, findet Ihr nicht? Nach Geheimbund.
Ja, das war es, das HAT was. Magisch...
Der Titel also war gefunden, die Schrift hierzu auch.


Ich mache immer gerne den ersten Buchstaben der Hauptwörter um einige Schritte größer.
Die Schrift dient hier nur der Orientierung, ich mache dann immer etwas eigenes draus.


Na, das ist doch schon mal schön. Die Accents graves musste ich halt nachträglich anbringen.

Nun die Anprobe :) Passt.
Oh ja, das wird fein.
Mit einem Skalpellmesser ritzte ich dann die Konturen der Schrift nach, also den Rand außen um die Lettern herum.
Soweit, so gut.



Hierbei jedoch musste ich leider Bedauerliches feststellen.
Mein Buch-Alterchen war tatsächlich sehr sehr alt.
Zu alt.
Das brüchige Material hatte mit Leder leider nichts mehr gemein.
So wie in der Gebrauchsanweisung ging es (wie es meist so ist) nicht.

Also ritzte ich resignierend die Schrift mit den Skalpell regelrecht ein. Was blieb mir anderes übrig?
Ach, es war, wie in Staub zu ritzen,
und es dauerte eine Ewigkeit bei kleinem Erfolg.
Also, nehmt nicht zu alte Bücher, damit es Euch nicht auch so ergeht...


Aber ich gab nicht auf. Ich dunkelte das Geritze.

Dann strich ich mit heller Farbe drüber...


Anschließend "grub" ich das Dunkle fein säuberlich wieder aus - was in den brüchigen "Tälern" nicht so leicht war und leider ob der Not ziemlich gehunzt...


Sei´s drum, so sah es doch ganz annehmbar aus.
Unverdrossen schnappte ich mir ein Teelicht und berieb das Buch ganz zart und vorsichtig, bis alles letztlich mit einer hauchfeinen Wachsschicht überzogen war.
Dabei darf man aber nur gaaanz wenig nehmen, sonst hat es im Griff etwas von einer Speckschwarte!

Nun nochmals mit einem bisschen grau-braun-beigen Palettenschmutz darüber.
Seht einmal im obigen Bild -  bei dem untersten Abschnitt des Buchrückens habe ich das bereits gemacht.
Das zieht durch die Wachsschicht und gibt unglaubliche Effekte.
Habe die Oberfläche ja auch nicht edel einheitlich bewachst, also nicht so richtig versiegelt.


Und nun noch passend zum Titel (Lumières, nüchwahr?) unten einen kleinen Strass-Stein hineingearbeitet.
Ahhhh... oui, ein wenig Spaß soll sein. Das blitzt dann hin und wieder auf, wenn man vorbeigeht...



Jetzt endlich kam der Protagonist ins Spiel.
Und hier erwies sich der König als wahrer Detektiv.
Ja, er war voll und ganz dabei, weigerte sich im Eifer gar, die Baumscheibe im (eh zu kleinen) Buch zu versenken oder zu tricksen, nein, er wollte wie ein Profi hier herangehen.

Ja, er erwies sich in seinem Engagement als wahrer König!
Er nahm nämlich an, dass sich durch die hohlen Bein-Knöchelchen Draht zog, der senkrecht nach unten in der Baumscheibe verankert war.
Denn es war nix von Leimspuren zu sehen, und der Rabe stand trotzdem bombenfest!
Das war einst richtig gut gearbeitet worden von dem Präparator.
Und dem wollte der König in nichts nachstehen.
Wenn wir dies auch als ziemlich makaber empfanden, eine gewisse Faszination hatte dies schon auf uns.
Eine seltsame Kunst ist das...


So "grub" der König mit dem Dremel ins Holz und legte den Beweis frei.
Es war so, wie er vermutet hatte.
Der Draht war tatsächlich einst durch die Beinknochen geschoben worden und in der Scheibe verankert.

Nun wurde es heikel.
Ich hob den Raben vorsichtig (mit Handschuhen angetan und outdoors, versteht sich),
den Schönen samt dem Draht, der da nach unten aus seinen Füßen ragte, aus dem Holz zu ziehen.
Währenddessen schob der König den Draht mit der Zange an...
Linkes Beinlein ein paar mm, rechtes Beinlein...
Vooorsichtig von unten nach oben, dass er von der Baumscheibe ab käme -
meine NERVEN!
Doch es gelang - und der Rabe war mit einem Mal frei.

UFF!

Noch Maß genommen, dort, wo die Drahtdornen ins Buch wollten, vorgebohrt, Holzleim hinein. 
Dies alles natürlich von oben, damit wir die Drähte im neuen Sockel (dem Buch) versenken konnten.
Ja, regelrecht versenken - bis sie wieder unsichtbar waren.

Voilà.
Keiner sieht die Befestigung, nicht wahr?


Mein Literat steht bombenfest... Ja, der König macht keine halben Sachen.


Nun wisst Ihr also auch, wie der Rabe auf das Buch kam.
Und warum er völlig standfest ist.

Ach, der ist so schön!
Ich will noch mehr Natur hier haben, das kommt in einem der nächsten Posts.
Nein, kein weiteres Präparat! Aber etwas ebenso Archaisches...

Insofern muss ich nun noch ein wenig umtriebig werden.
Bis denne also,
ich mach dann mal weiter,
schließlich ruft das Atelier... muss ja auch ein wenig Dukaten eintreiben, jaja

Und so verbleibe ich als Eure Méa mit den tausend Flausen...

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